Die Sehnsucht des kleinen Mannes nach dem Dunk (Basketball 4 life, Pt. VII)

Definition des Dunking: Ein Wurf, bei dem der Ball mit Wucht von oben herab in den Korb gestopft wird.

Es gibt dieses vergilbtes Schwarz-Weiß-Foto als Teenager von mir: Da stopfe ich mit weit aufgerissenem Mund dramatisch den Ball durch den Ring.

Der Korb hing schief an unserer Regenrinne und war bei bestem Willen vielleicht 2,20 Meter hoch. Ich trage lange Jeans und der Basketball ist eigentlich ein Fußball. ABER: Auf dem Foto gucke ich als hätte ich soeben den Mt. Everest bezwungen oder einen Stern berührt.

Neulich im Folketspark in Malmö, eine Art Mix aus Stadt- und Vergnügungspark.

Auf dem großen Vorplatz einer Moschee (,die sich später als orientalisch angehauchtes Kulturzentrum herausstellt,) macht ein Verein Werbung für den Basketballsport.

Viele der mobilen Körbe sind für die Kinder auf eine erfolgsversprechende Höhe heruntergeschraubt.

Macht Sinn: Als Knirps verfällt man nur nachhaltig ins Basketball-Fieber, wenn man den Ball auch oft genug durch den Korb rauschen sieht.

Für mich senden die Mini-Körbe allerdings nur eine Botschaft…

SLAM THAT Mother!!!!

 

Es ist wohl ein Instinkt: Wenn man unter 1,71 Meter misst, will man keine Gelegenheit zum Dunking verpassen.

Dann ist es auch fast egal, ob der Korb nur 1,70 Meter (ich gebe zu: meine wahre Größe) misst und kleine Kinder im Weg stehen.

Ich frage mich, woher dieses urzeitliche Bedürfnis zu dunken herkommt – und komme vor allem auf zwei Gründe.

Im wirklichen Spiel werde nie dunken.

Ich schaff’s einfach nicht. 😢 Der Korb ist 3,05 Meter hoch. An guten Tagen komme ich an den Ring.*

Ein Ausdruck von Überlegenheit

Der Dunk ist – gemeinsam mit dem Harden’schen Crossover, der auch für Menschen wie mich zumindest theoretisch bzw. mit viel Übung möglich ist – der emas­ku­lie­rendste Move im Basketball.

Einst verpönt und als unsportliche Provokation aufgefasst, sind Slams heute ein Beweis der Größe und Stärke. Eine Macht-Demonstration, ein Erniedrigungmythos. Eine Fantasie des kleinen Mannes. Jemanden ins Gesicht zu stopfen, der sogenannte Poster-Dunk, ist sinnbildlich das Gleiche wie dem Pimmelmatz vom Gegner abzuschneiden. Wer mag das schon über sich ergehen lassen? (Hier 10 Kostproben)

Kein Wunder, dass wann immer relativ kleine Spieler den Ball stopfen, die Aufregung groß ist.

Spudd Webb zum Beispiel war genauso groß/klein wie ich. Aber er konnte das da unten.

Manchmal ertappe ich mich (immer noch! Ich bin 41! Gott steh mir bei!!!) dabei, wie ich mir vorstelle, den Fastbreak statt mit ergebundenem Korbleger abzuschließen einfach mal wie ein Vögelchen abzuheben und meinem Nemesis, Lord Sühà, direkt ins Gesicht zu dunken.

BADA BAAAAAM!!!

„Boooooooooh“, würden die Leute schreien und mich jubelnd vom Court tragen, während sich der arme Abgeschnibbelte langsam vom Boden erheben würde, noch betäubt und beschämt ob der Urgewalt, die gerade über ihn gewalzt ist.

😂😂😭😭😳😳😂😂😭😭😂😂😭😭😳😳😳😂😂😭😭😂😂😳

 

 

* Damals


Basketball 4 Life

Part 1: The G.O.A.T. 

Part 2: Der Blitz aus Braunschweig 

Part 3: A Love Story

Part 4: Wegbereiter & Wegbegleiter

Part 5: The 1-legged step-back fade-away jump shot

Part 6: „I made it, mom!“

 

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