My best friend said… (Pt. II)

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oui ... in relaxed Genf-Style

Neulich schrieb mir eine hochschwangere Stefka, dass sie nächste Woche ihren Daniel-san heiraten würde. Kurzentschlossen, nach elf Jahren. Den Jubelschrei ihrer Mutti („Yes!“ ) konnte ich noch in Hamburg hören. Von einer total entspannten Trauung in der Schweiz.

Ein fast normaler Tag in Genf. Der Bräutigam ist gestern Nacht aus Zagreb angereist. Die Braut überlegt sich, welche Kette sie zu ihrem blauen, weißgepunkteten Kleid tragen soll. Sie fragt den Trauzeugen, ob er wirklich, wie behauptet, einen Tuxedo tragen wird. Ist natürlich nur ein dummer Witz. Dann empfiehlt sie ihrem Noch-Boy-Freund die passende Krawatte.

Von akribischer Vorplanung, Aufregung, Stress oder gar Dramen keine Spur.  Wie locker, unprätentiös und pragmatisch die beiden mit ihrer Trauung umgehen, ist bewunderswert.

Es wird viel Bus und Straßenbahn gefahren. Ist praktischer. Zur Feier des Tages kauft sich der Bräutigam (ein Unternehmer) ausnahmsweise ein Tagesticket. Wie die hochschwangere Braut mit ihrer Kugel den ganzen Tag durch Genf rollt ist ein sehenswerter Anblick.

Im piekfeinen Bayview Restaurant am Genfer See. Haute Cuisine für den Gaumen und das Auge, ein Michelin-Stern, Vier-Gänge-Menü, auf dem Männerklo gibt es Handcreme.

Ab Gang 2 schaut die Mutter der Braut ständig auf ihre Uhr und teilt und dem soon-to-be-Ehepaar im 180-Sekunden-Takt mit, dass man ja in XY Minuten zum Standesamt eilen müsse. Sie sitzt sprichwörtlich auf heißen Kohlen („Diese Hochzeit wird in die Annalen eingehen!“), nur die Schweißperlen fehlen, vielleich hat sie sie außerhalb meines Sichtfelds weggetupft. Ich amüsiere mich köstlich.

Zugegeben: Wir sind tatsächlich etwas spät dran. Die aufkommende Panik ob des immer näher rückenden Standesamt-Termins lässt das soon-to-be-Traumpaar jedoch souverän abprallen: „Dass Schlimmste, was passieren kann, ist, dass wir den Nachtisch auslassen.“

Eltern sind schon ’ne Nummer. Am Tisch finden ein paar bemerkenswerte Wortwechsel statt. So  witzig, dass ich mir heimlich auf dem Handy Notizen mache und mich mehrmals zurückhalten muss, um nicht laut loszulachen.

Ein Thema ist natürlich die „überfällige“ Heirat. Hätte ja auch schon vor einem Jahrzehnt stattfinden können, ist der Standpunkt beider Mütter. Die Braut quittiert das nur mit einem „Also, bitte, Mama“.

Das kunstvoll arrangierte Dessert wird in schätzungsweise 120 Sekunden weggeatmet. Daniel-san’s Ma, mit einem Arm halb im Mantel, verschlingt den letzten Happen im Stehen, danach eilen wir aus dem  Restaurant, es muss ja noch geheiratet werden.

Alles läuft wie am Schnürchen: Daniel-san eilt im lässigen Stechschritt voraus, besorgt die Bus-Tickets und begrüßt etwa 3 Minuten vor uns die weiteren, bereits versammelten Gäste vor dem Standesamt.

Die nette Zeremonie im feudalen Herrschaftszimmer (?) ist angenehm kurz. Die Braut ist trotz ihrer hervorragenden Französischkenntnisse unsicher, ob ihr Moment gekommen sei, „Ja“ zu sagen und haucht zaghaft ein „Oui?“ in den Raum. Ringe werden nicht ausgetauscht, weil es keine Ringe gibt. Und dann ist der Spaß auch schon wieder vorbei.

Wir stoßen draußen an, essen Chips und irgendwann sitzen wir bei Calvinus-Bier, Kuchen und heißer Schokolade in einem kleinen Café und später daheim im kleinen Kreis bei einem improvisierten Käse-Fondue, das Daniel-san und ich flugs noch eingekauft haben.

Great day, great wedding.

{Update: Baby ist geschlüpft!}

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