Fuji-san photo bomb

 

Fuji-san im Hochsommer

Fuji-san im Hochsommer. 
3776 Meter hoch, letzter Ausbruch 1707.

Die Expedition beginnt bei Station 5 auf 2305 Metern Höhe. Höher darf der Bus nicht. Trotz fehlender Schneekuppe (der Fuji-san darf nur im Hochsommer von Mitte Juli bis Ende August bestiegen werden) ist mir der Anblick des Vulkans  vertraut. Dank sei Hokusai.

Als ich aufbreche, führen bestens ausgerüstete japanische Wandergruppen letzte Dehnübungen durch. Ich fühl mich in mit meinen Stadt-Turnschuhen etwas underdressed. Hokusais Holzschnitte vom Fuji-san sind wunderbar, aber das Ding ist trotzdem immer noch ein 3776 Meter hoher Berg. Vulkan, um genau zu sein.  Diese Tatsache hatte ich irgendwie ignoriert, die Infos zur Ausrüstung (Wanderschuhe, Stirnbrille, Wasser, usw.) wohl auch. Total unterschätzt und verpeilt.

Was sich für die Erfahrung als ganz gut erwies.

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Fuji-san Photo Bomb

Nachmittags auf dem Hauptpfad Kawaguchiko hoch bis zur Berghütte. Dinner (es gab Curry!). Kurze Rast im vorreservierten Schlafsack im großen Sammelschlafraum. Und dann den Rest der Strecke durch die Nacht bis zum Kraterrand. Mit Stirnlampe, manchmal auch auf allen Vieren (, aber nur weil ich etwas ungeschickt war). Durch die Morgendämmerung. Pünktlich zum Sonnenaufgang. Gesamtdauer des Aufstiegs: so sieben Stunden.

Japanische Wandergruppe – they serious!
Japanische Wandergruppe – they serious!

Ich kraxele und höre Musik. Ein Bub macht schlapp und wird von seinem Vaddi angefeuert. Ein älteres Pärchen in Unterschenkel-Gamaschen bietet mir ein Snickers an. Ein paarmal denke ich an ein Sofa. Oder daran, dass shintoistische Pilger den heiligen Fuji-san 33-mal besteigen müssen, bevor sie irdisches Glück erlangen können.

Der Reise-Guide meinte heute morgen: „Einmal ist nötig, zweimal ist töricht.“ Ein wenig Leiden gehört dazu. Das sage ich auch einmal zu Masayoshi. Er trägt ein Cappy mit der Aufschrift „San Diego Booty Girls“.

Kurz: Der Weg zum Gipfel ist kein Spaziergang, … aber machbar. 😉 Einmal überholt mich eine junge Japanerin in Crocs-Sandalen.

Später schaue ich auf die Lichterkette aus Hunderten von Wanderern, die sich den Berg hinaufschlängelt.  Wie dumm von mir, dass ich bei dem kleinen Zeitfenster, in dem man den Fuji-san besteigen darf, von einer Nicht-Massenwanderung ausgegangen bin. Wenn die Leute im Winter versuchen, den Holzschnitt-Fuji mit der Schneekuppe zu besteigen, …  not good.

Über den Wolken: Der Blick von einem Berg auf eine Wolkendecke ist so faszinierend, dass mir etwas mulmig wird. Oder ist das die Luft, die dünne?

Als ich kurz vor Tagesanbruch durch das Shinto-Tor auf dem Gipfel trotte, überkommt mich kurz ein Anflug von – es ist wohl – Bergsteiger-Zufriedenheit.  Wie die goldgelbe Sonne über den Wolken schnell hinter einer Mauer von Touristen, die mit Bleifinger auf den Auslöser drücken, verschwindet, ist auch ein Bild.

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