Der Blitz aus Braunschweig (Basketball 4 life, Pt. II)

# UPDATE: 
Schröder hat gestern einen 70-Mio.-Vertrag bei den Hawks unterschrieben,
ist jetzt Full-Time-Starter, Gesicht des Vereins und 
hat eine Shisha-Bar in Atlanta eröffnet. Well done, Dennis!
Schon komisch, für mich, den NBA-Nerd. 
Dennis Schröder, Deutschlands bester Basketballer,
kommt aus Braunschweig, meiner (grauen) Heimatstadt.
Der Junge ist mir also merkwürdig vertraut: 
Ich kenne den Park, wo er skatete und seine ersten Körbe warf.
Ich kenne sein Versprechen ("Ich schaffe es in die NBA"), 
dass er als 16-jähriger seinem todkranken deutschen Vater gab. 
Ich kenne seinen rumänischen Mentor Livio, der beim Training
immer so schön das "R" rollte und 1000x "Warrrrum so?" schrie.
Der Junge hat was. Schon als Teenie in der Alten Waage. 
Er war blitzschnell und „cocky" – 
maßlos selbstbewusst, unbekümmert, zuweilen arrogant. 
So ein bisschen das Gegenteil vom lieben, bescheidenen Dirk. 
Schröder war Skater, Nowitzki spielte Tennis.
Als ich ihn 2013 bei der Einschulung meiner Nichte sah 
und er – in Schluffi-Jogginghose, Hoodie und Hawks-Cappie – 
im Kreis seiner Familie stand – Schröder ist ein Familiy-Man, 
auf seinem Arm hat er sich "Family over everything" tätowiert –, 
war das für mich ein kleines Aha-Erlebnis: 
Schröder wird bald Deutschlands bester Basketballer sein.
Ende 2013 schrieb ich für die taz Nord ein Mini-Porträt über ihn. 
Damals war er noch ein überforderter – on & off the court – Rookie 
mit einer ganz und gar ungewissen Zukunft in der besten Liga der Welt.
"Aber," so fühlte ich in jenen Tagen, "es wirkt, als komme da noch mehr".
Heute ist Schröder zwar noch immer Bankspieler, 
aber auch ein Leistungsträger und – wie die Amis sagen – Rising Star.
Wenn er es lernt aus der Distanz zu schmeißen, 
kann er besser als Rondo werden. No doubt.

„Es ist das Jahr des Dennis Schröder – zumindest in Basketball-Deutschland: Im Januar wählten Fans den 20-jährigen Spielmacher aus Braunschweig zum „Allstar“ – dem jüngsten der Bundesliga-Geschichte. Im Mai wurde er als Most Improved Player und bestes deutsches Nachwuchstalent der abgelaufenen Liga  ausgezeichnet.

(Foto: Twitter/@DennisMike93)
(Foto: Twitter/@DennisMike93)

Bereits im April hatte er die Talentspäher der US-Profiliga NBA entzückt, bei einer internationalen Schau in Portland, Oregon.

Im Juni beim „NBA Draft“ – eine Art Spielerbörse, bei der NBA-Vereine neue Spieler rekrutieren können – wählten ihn dann die Atlanta Hawks an Position 17.

Im Juli unterschrieb er einen Zwei-Jahres-Vertrag bei dem NBA-Klub – Schröder ist jetzt Millionär.

Und Ende Oktober schließlich feierte er sein Debüt in der besten Basketballliga der Welt – gegen die Dallas Mavericks mit Altmeister Dirk Nowitzki. Er selbst sei ja „auf dem Weg nach draußen“, sagt der inzwischen 35-Jährige – und Neuling Schröder „der Überflieger“.

An dem erstaunt die US-Experten vor allem seine Furchtlosigkeit.  So wird er in seinem vierten Pflichtspiel jüngst für eine Unsportlichkeit suspendiert – wegen eines  Griffs in die Weichteile eines Widersachers. Wenn er geblockt wird, zieht er im nächsten Angriff wieder unbekümmert zum Korb. Respekt vor großen Namen oder Sorgen wegen zu hohen Erwartungen hat Schröder nicht. „Es ist gut, so gehypt zu werden, aber nur harte Arbeit zahlt sich aus.“

(Foto:
Trashtalking John Wall (Foto: Twitter/@DennisMike93)

In Atlanta ist er (noch) Reservist: In 15 Minuten pro Spiel erzielt er vier Punkte und drei Vorlagen. Aber es wirkt, als kommt da noch mehr: Schröder ist jetzt schon ein eifriger Punktesammler, hartnäckiger Verteidiger, gewitzter Dribbler und Vorbereiter. Wenn er sich noch ein paar Muckis zulegt und einen guten Distanzwurf,  sind sich die Experten sicher, hat er das Zeug zum „neuen“ Rajon Rondo, einem der besten Vorbereiter der NBA – und Schröders erklärtes Vorbild.

Im richtigen Leben war das sein deutscher Vater, „mein größter Fan“. Als dieser vor vier Jahren starb, war für den Sohn Schluss mit der Hitzköpfigkeit: Seitdem sei er professionell, sagt Schröder, der als Teenie immer wieder mal aneckte. Die Familie ist ihm dabei weiter Fundament, bis vor Kurzem noch half er im Friseursalon seiner gambischen Mutter aus. Und nun leben eine Schwester, eine Nichte und der beste Kumpel mit ihm zusammen in Atlanta den amerikanischen Traum.

Begonnen hat das Basketballmärchen 2004 im Braunschweiger Prinzenpark: Auf einem Freiplatz entdeckte Nachwuchstrainer Livio Calin den Elfjährigen, der lieber Skateboard-Tricks übte als Drei-Punkte-Würfe. Calin wurde Schröders Förderer und Mentor, 2011 gab er sein Bundesliga-Debüt. Auf der Aufbauposition – in deutschen Mannschaften eigentlich für US-Profis reserviert – erkämpfte er sich immer mehr Spielzeit. Der Rest ist Geschichte. Fortsetzung folgt.“

Prinzenpark in Braunschweig – hier lernte Schröder skaten und werfen. (Foto: www.spielplatznet.de)
Der Prinzenpark in Braunschweig – hier lernte Schröder skaten und werfen. (Foto: http://www.spielplatznet.de)
# NBA-NERD-TALK, Kobe Bryant, Pt. I

2 Gedanken zu “Der Blitz aus Braunschweig (Basketball 4 life, Pt. II)

  1. Witziger Zufall, ich ging mit ihm zusammen zur Schule 😉
    Ich musste mich ihm einmal zusammen mit meinem Vater beim Basketball geschlagen geben.
    Der Bursche haette uns allein nass gemacht!

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