„Hauptsache man bleibt wach und in Bewegung“ (11 Mode-Fragen an A.D.Deertz-Designerin Wibke)

Ich habe drei Ash Pants von Wibke. Und, ich liebe sie. Also die Hosen. Trage sie immer, zu jeder Gelegenheit. Hochzeit, Grillen, egal. Ich möchte sie einfach nicht ausziehen und kann mir gut vorstellen, dass ich sie auch noch mit 55 lieben/anziehen werde.

Foto: A.D.Deertz

Wenn man Artikel über Wibkes Mode – ihr Berliner Label heißt A.D. Deertz – liest fallen Beschreibungen wie „basic, bequem, zeitlos, lässig, elegant, unaufgeregt, hochwertig.“

Sie selbst sagt: „Ich möchte Bekleidung machen, die so aussieht als ob der Typ, der sie trägt, sie schon seit Jahren hat – und sie seine Lieblingssachen sind.“

www.addeertz.com

Wibke (Foto: A.D.Deertz)

1) Was inspiriert Dich?
Unterwegs zu sein.

2) Wo kleiden sich die Männer nach Deinem Geschmack am besten?
Ich glaube an dem Ort war ich noch nicht – es geht noch besser als das, was ich gesehen habe.

3) Du arbeitest gern mit unterschiedlichen Materialien. Auf der Suche nach Stoffen oder Restbeständen hochwertiger Stoffe betreibst du oft detektivische Arbeit. Wenn Du nur noch in ein Land reisen und dort Stoffe kaufen könntest, welches wäre es?
Italien – dort gibt s einfach sehr viel Auswahl guter Qualitäten.

4) Auf Deinen Reisen hast du einmal eine Stoffhändler-Familie kennen- und schätzen gelernt, „probably the coolest people I have ever met in my entire life“. Erzähl mal bitte.
Das war in Thailand, und es waren Inder. Ach, die haben mir tagtäglich aus der Patsche geholfen. Wir haben einfach cool zusammen gearbeitet, Systeme entwickelt, waren zusammen im Urlaub und auf der Suche nach Stoffen in China… wir haben so viel zusammen erlebt.

5) Es ist für mich faszinierend, aber auch unvorstellbar, dass du mit Menschen in „fremden“ Ländern arbeitest und auch lebst. Einfach so. Wie klappt das?
Naja, es ist das Vertrauen in den glücklichen Zufall („serendipity“). Also früher oder später findet man schon seine Leute – Hauptsache man bleibt wach und in Bewegung.

Foto: A.D.Deertz

Die engen Beziehungen entstehen dann ja nicht mit beliebigen Personen – man muss sich schon finden und ähnliche Passionen haben.

Aber alle Reisen, die mit der Produktion von Bekleidung verbunden waren, waren auch unglaublich herausfordernd, und ich bin auch von einer Katastrophe in die nächste geschlittert. Aber ich habe sehr viel gelernt und auch viel Spaß gehabt.

6) Du sagst, dass du einen zwanghaften Drang zum Reisen hast. Woher kommt das Fernweh?
Meine Familie ist als ich 16 Jahre alt war in die USA gezogen – vom Dorf in die Stadt. Alles war neu. Nicht einfach, aber ich glaube, wenn man sich einmal neu eingelebt hat, kann man sich darauf verlassen, dass es immer wieder klappen kann.

Foto: A.D.Deertz

7) Wofür steht eigentlich der Name A. D. Deertz?
Die Marke hieß ursprünglich ADD – für attention deficit disorder (Aufmerksamkeitsdefizitstörung). Das war mal ein interessantes Phänomen. Seitdem ich nur noch Männerbekleidung mache, habe ich der Marke meinen Nachnamen hinzugefügt: ADD bleiben als Initialen erhalten.

8) Du hast 2000 mit Unisex-Mode angefangen und konzentrierst dich seit paar Jahren nur noch auf Menswear. Warum?
Es gefällt mir einfach viel besser. Es hat nichts damit zu tun, was ich anziehen möchte – damit würde ich mich nicht so ausgiebig beschäftigen wollen.

9) Du bist eine Quereinsteigerin: Wie hilft Dir deine Ausbildung als Bildhauerin?
Mode ist ja einfach: Es geht immer um dieselbe Grundform. Meine Ausbildung hilft mir, weil ich dort gelernt habe Dinge zu visualisieren und durchzuziehen

Foto: A.D.Deertz

10) Wie würdest Du einem Blinden den A.D.Deertz-Look beschreiben?
Ach, es gibt auch viel mit Händen zu fühlen… da würde sich schon vieles erklären auch ohne Worte.

11) Was ist das schönste Kompliment, dass du je für Deine Mode erhalten hast?
Es ist immer ein Kompliment, wenn ich Leute auf der Straße oder in meinem Laden sehe, die die Sachen tragen.

A.D.Deertz
Torstr. 106
10119 Berlin-Mitte
Mo-Sa 12 bis 20 Uhr
http://www.addeertz.com

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