„Sie ist für alle!“ (12 Fragen an Opernsänger Jonathan McGovern)

Bariton Jonathan McGovern über die Oper, Jurassic 5 und 
die spezielle Meinung seiner britischen Freunde über Hamburg. 

Ich war noch nie in der Oper. Aber das wird sich ändern, der Reiz ist da. Neulich sah ich einen chinesischen Tenor „Lamento di Federico“ in der Laeiszhalle singen und war echt ergriffen. Yup, das ist das richtige Wort. Bin mir nicht sicher, wie ich auf zwei Stunden Oper am Stück reagiere, aber ich werde das bald mal rausfinden.

Vor diesem Hintergrund habe ich neulich mit dem britischen Opernsänger Jonathan McGovern gesprochen. Der 30-Jährige gilt als Shooting Star und tritt gerade als Vogelfänger Papageno in Mozarts „Die Zauberflöte“ an der Staatsoper Hamburg auf.

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Foto: Benjamin Ealovega

1) Der NDR ist ein Fan von Dir und schwärmt: „Mit Schalk, ungeheurer Spielfreude und allem, was man als Publikumsliebling sonst noch so braucht“. Warum steht das Publikum auf Dich?

Haha. Ich glaube, das liegt an meiner Spielfreude. Ich liebe, was ich mache und ich bin in der glücklichen Lage, diese Liebe mit den Zuschauern zu teilen. Ich mag das Gefühl, dass das Publikum und ich etwas teilen.

2) Wolltest Du schon als Kind Opernsänger werden?

Ich habe das Singen immer geliebt, aber ich konnte mir damals nie wirklich vorstellen ein Sänger zu werden. Ich wusste jedoch, dass ich auf irgendeiner Weise auf der Bühne stehen wollte. Eine lange Zeit dachte ich, dies sei als Schauspieler.

3) Was für Musik hört ein Opernsänger wohl privat?

Das ist eine ziemlich eklektische Auswahl. Nicht nur Oper. Ich habe als Student bei HMV, dem britischen record store, gearbeitet und bin mit meinem Mitarbeiter-Discount oftmals richtig abgegangen. Mein CD-Regal ist längst weg, aber heute habe ich auf Spotify Arthur Russell, Jurassic 5, den Jazz-Pianisten Brad Mehldau, Green Day und den Soundtrack zu “Die Regenschirme von Cherbourg” gehört. Oh, und Franco Corelli – es wäre unhöflich, die Oper auszulassen.

Die Zauberflöte von W. A. Mozart Regie Jette Steckel Musikalische Leitung Jean-Christoph Spinosi Bühnenbild Florian Lösche Kostüme Pauline Hüners Licht Paulus Vogt Video EINS[23].TV (Alexander Bunge) Dramaturgie Johannes Blum, Carl Hegemann Staatsoper Hamburg, Premiere am 23.9.2016 Papageno - Jonathan McGovern Tamino - Dovlet Nurgeldiyev Copyright by Arno Declair Birkenstr. 13 b, 10559 Berlin Telefon +49 (0) 30 695 287 62 mobil +49 (0)172 400 85 84 arno@iworld.de Konto 600065 208 Blz 20010020 Postbank Hamburg IBAN/BIC : DE70 2001 0020 0600 0652 08 / PBNKDEFF Veröffentlichung honorarpflichtig! Mehrwertsteuerpflichtig 7% USt-ID Nr. DE 273950403 St.Nr. 34/257/00024 FA Berlin Mitte/Tiergarten
„Die Zauberflöte“ mit Jonathan McGovern (links) in der Staatsoper Hamburg – noch bis zum 14. Dezember. (Foto: Arno Declair)
4) Du bist Brite: Was reizte Dich, den Papageno in Deutschland zu spielen?

Für mich wurde ein Traum wahr! Papageno ist einer meiner Lieblingscharaktere. Und diese Rolle in Deutschland, auf Deutsch und in einem so prestigeträchtigen Haus wie der Staatsoper zu singen, war einfach eine großartige Gelegenheit.

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Bild: Wilhelm August Rieder

5) Zwischenfrage: Dein Deutsch – warum ist das so gut?

Ich bin während meines Abiturs auf die Songzyklen von Franz Schubert gestoßen. Ich habe den „Schwanengesang“ gehört und dabei Heinrich Heine entdeckt. Seitdem habe ich viele der Lieder gesungen und schätze einfach den Reichtum der Poesie aus Deutschland.

6) Krass! Als Abiturient habe ich …. andere Sachen gemacht/ gemocht. Aber zurück zum Vogelfänger: Wie würdest Du seinen Charakter  beschreiben?

Papageno ist ein Mann der simplen Freuden und er weiß, was er mag. Er liebt es, zu viel zu reden und zu scherzen, aber im Grunde ist er eine „alte Seele“ und hinter seiner Oberfläche verbirgt sich ein ehrlicher und fürsorglicher Kerl.

Die Zauberflöte von W. A. Mozart Regie Jette Steckel Musikalische Leitung Jean-Christoph Spinosi Bühnenbild Florian Lösche Kostüme Pauline Hüners Licht Paulus Vogt Video EINS[23].TV (Alexander Bunge) Dramaturgie Johannes Blum, Carl Hegemann Staatsoper Hamburg, Premiere am 23.9.2016 Pamina - Christina Gansch Papageno - Jonathan McGovern Copyright by Arno Declair Birkenstr. 13 b, 10559 Berlin Telefon +49 (0) 30 695 287 62 mobil +49 (0)172 400 85 84 arno@iworld.de Konto 600065 208 Blz 20010020 Postbank Hamburg IBAN/BIC : DE70 2001 0020 0600 0652 08 / PBNKDEFF Veröffentlichung honorarpflichtig! Mehrwertsteuerpflichtig 7% USt-ID Nr. DE 273950403 St.Nr. 34/257/00024 FA Berlin Mitte/Tiergarten
Foto: Arno Declair
 7) Sympathischer Kerl! Teilst Du Wesenszüge mit ihm?

Tut mir leid, ich habe nie davon geträumt, Frauen wie Vögel einzusperren. Aber im Ernst: Ein wenig teile ich wohl seine sensible Seite. Und: Wir beide sehen auch immer das Gute in allen Dingen.

8) Kanntest Du eigentlich die Arbeiten der „Zauberflöten“-Regisseurin Jette Steckel?

Nein, aber dank Google habe ich die Fotos von Jettes wunderbaren “Romeo und Julia”-Version gesehen. Das hatte eine ähnliche Beleuchtung mit LED-Vorhängen – so konnte ich ein Gefühl für die Ästhetik des Stücks zu bekommen.

 9) Themenwechsel: Was für ein Bild haben denn die Briten von Hamburg?

Die meisten meiner Freunde denken, Hamburg ist eine leicht sedierte Version von Berlin mit einem Hafen. Ich genieße es, ihnen zu sagen, wie falsch sie liegen!

 10) Wie schneidet Hamburg im Vergleich mit deiner Heimatstadt London ab?

London kann schon stressig sein, darum liebe ich die Tatsache, dass es hier diesen See mitten im Zentrum gibt: Es ist so friedlich, wenn ich am Wasser entlang zur Arbeit spaziere. Hamburg ist dazu eine Stadt der Kontraste. Zum Beispiel am Elbstrand: Ich liebe die industriellen Container und Schiffe auf der einen und den Sandstrand, die Bars und Liegestühle auf der anderen Seite. Wenn mich Freunde besuchen, nehmen wir die Fähre bis zum Strand.

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Foto: Twitter/Jonathan McGovern

 11) Zurück zur Oper: In welchem Theater willst Du einmal auf der Bühne stehen?

Meine Traumtheater sind die Metropolitan Opera oder La Scala.

 12) Letzte Frage:  Wie kann man Neulingen wie mir die Oper schmackhaft machen?

In der Oper werden Geschichten erzählt – eine der einzigartigsten Dinge, die wir als Menschen tun. Wir erzählen diese Geschichten mit unseren Stimmen, mit Instrumenten und Musik. So kommunizieren wir und drücken Emotionen aus, die wir manchmal nicht in Worte fassen können. Das ist das Besondere für mich.
Und die geniale Sache ist ja: Neulinge sind frei von Vorurteilen! Ich fordere alle auf, neue Erfahrungen zu machen und sich ihre eigenen Gedanken zur Oper zu machen. Sie ist wirklich für alle!

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